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Opium
(1919), Regie: Robert Reinhard
Schauspieler: Eduard von Winterstein, Hanna Ralph, Sybill Morel,
Werner Krauß, Friedrich Kühne, Conrad Veidt, Alexander
Delbosa, Sigrid Hohenfels
UA durch die PhonoKlangGalerie: 3. Stummfilm Open Air, Berlin,
Juni 1999
Vorführfassung: 16mm-Fassung aus der Stiftung Deutsche
Kinemathek
Verwendete Musik: Robin Adnan Anders, Alban Berg, Alfred Schnittke,
Phillip Glass, Continental Cousins, Hunang Dam, Einstürzende
Neubauten, Jean Sibelius, Brent Lewis, Richard Wagner, u.a.
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Die Musik zu Opium lebt
von der Gegenüberstellung und Mischung von westlicher Kunstmusik
und fernöstlichen, bzw. orientalischen Klängen. Zahlreiche
Percussionsstücke sind in der Vertonung enthalten
wie zum Beispiel unterschiedliche Werke von Brent
Lewis und Robert
Adnan Anders.
Bezeichnend ist auch hier der Beginn. Während plötzlich
mit dem Auftauchen des Titels ein furioses Trommelsolo einsetzt,
beginnt der Film nach dem Vorspann sehr ruhig mit dem melancholisch
modernen Violinkonzert von Alban Berg,
was seinerseits jedoch bald wieder mit den Klängen eines asiatischen
Zupfinstruments gemischt wird, die leitmotivisch der Person des
bösen Opiumhändlers zugeordnet sind.
Gestützt von Einzelakzenten, die durch die unterschiedliche
Bewegung der Platten auf dem Plattenspieler und durch den ungewöhnlichen
Einsatz der Nadel erzeugt werden, werden bei der Vertonung von Opium
in vielen Fällen zwei Musikstücke ineinander gemischt,
bzw. jeweils an den genau passenden Stellen hervorgehoben. Dabei
handelt es sich nicht ausschließlich um die Verbindung von
westlicher und östlicher Musik.
Im Mittelteil des Films, der vornehmlich die familiären Irrungen
und die persönlichen Verzweiflungen des Professor Gesellius
behandelt, wird das hoch expressive Streichquartett
Nr.3 von Alfred Schnittke mit
dem Violinkonzert von Jean Sibelius
verbunden. Gerade in der Verwendung des romantischen, mit pathetischen
Gesten kaum sparenden Orchesterklangs zeigt die PhonoKlangGalerie
Mut zur großen Geste. Die zahllosen Momente des großen,
pathetischen Gefühls, die der Film bietet, werden so an einigen
Stellen von der Musik unterstützt, und speziell aus der Sicht
des heutigen Zuschauers ins Absurde gesteigert.
In ähnlichem Zusammenhang lässt sich das Ende des Films
sehen, in dem der Professor sterbend und gepaart mit Reinkarnations-Phantasien
seinen letzten Opiumtraum träumt.
Waren die Opiumtraumszenen an früheren Stellen des Films durch
den spärlichen Einsatz von elektronischen Klängen von
den anderen Szenen abgesetzt, so erklingt am Ende den
pathetischen Gestus des Schlusszene unterstützend
ein Ausschnitt aus dem Vorspiel zu Richard
Wagners Parsifal. Nicht nur
das der Film in seiner pathetischen Ernsthaftigkeit nicht sehr weit
von Wagners Musikdramen entfernt ist, man möchte auch darüber
hinaus die kryptische Schlussformel des Parsifal:
»Erlösung dem Erlöser« als Untertitel unter
diese letzte Opiumtraumszene des Films setzen und damit wiederum
eine ironische Brechung des pathetischen Gestus erzeugen.
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